Als Screening im Delphi Kino werden die Videoarbeite Punto muerto und Ejercicio para parar gezeigt, die während einer Residency in Clermont-Ferrand entstanden sind. Dort arbeitete Camila Cañeque zur Geschwindigkeit und untersuchte Formen des Widerstands gegen den zeitgenössischen Drang permanenten Produktivität mittels verschiedener performativer Übungen.
Die Videoarbeit Punto muerto (Totpunkt) zeigt die Künstlerin in einem silbernen Ganzkörperanzug auf einer Straße liegend, angestrahlt von den Scheinwerfern eines Autos. Der Motor heult im Leerlauf auf, das Fahrzeug beschleunigt, ohne sich jedoch in Bewegung zu setzen. In schnellen, fragmentarischen Schnitten nähert sich das Auto immer wieder dem Körper, die Künstlerin erscheint abwechselnd liegend, stehend oder vor dem Wagen laufend. Immer wieder scheint es zu einem Zusammenstoß zu kommen, der jedoch im letzten Moment ausbleibt.
Die Arbeit legt die absurde Logik eines Systems offen, das ununterbrochen Aktion simuliert – ohne Ziel, ohne Bewegung, ohne Fortschritt.
Ejercicio para parar (Übung zum Anhalten) besteht aus einer einfachen, aber drastischen Geste: dem Aufschlitzen eines Autoreifens. Ein vergeblicher Versuch, die unaufhaltsame Geschwindigkeit zu stoppen. Es ist eine Handlung, die sich gegen das Handeln selbst richtet: ein Versuch, Bewegung zu unterbrechen, den Fortschritt zu sabotieren, das Tempo zu bremsen.
Der symbolische Gehalt dieser Geste wird durch den Ort ihrer Entstehung noch verstärkt: Clermont-Ferrand, Hauptsitz des Reifenherstellers Michelin. Inmitten eines Zentrums industrieller Mobilität setzt die Künstlerin einen Akt der Sabotage, klein, leise, aber voller Widerstand.
70178 Stuttgart