Mit der Arbeit POLYPHONIC HOT AIR bespielt die Künstlerin Anahita Razmi öffentliche Plakat- und Werbeflächen im Stuttgarter Stadtraum und hinterfragt die Bedeutung und Bedeutungsleere des Ausdrucks „heiße Luft“. Ausgangspunkt ist das Sprichwort selbst, das je nach Sprache, Ort und kulturellem Kontext völlig unterschiedlich aufgefasst wird. Was im Deutschen für leere Versprechungen oder inhaltsloses Gerede steht, findet in anderen Sprachen eigene Entsprechungen: puro humo (span.: nur Rauch), du vent (franz.: des Windes) und in Japan heißt es kuchisaki dake, „nur aus dem Mund“.
Die Arbeit hinterfragt, wer im öffentlichen Raum Deutungshoheit besitzt, wer Entscheidungen trifft – und wie dieser Raum die Bedeutung von Aussagen verändert. Begleitet von Performances ist POLYPHONIC HOT AIR eine mehrsprachige, semiotische und Erkundung dieser Dynamiken. Sie zeigt, wie sich im urbanen Umfeld Stimmen überlagern, Bedeutungen verschieben und neue Perspektiven entstehen – abhängig davon, wer spricht, wer zuhört und an welchem Ort dies geschieht. Inmitten der allgegenwärtigen Bilderflut setzt Anahita Ramzis Intervention einen poetischen Kontrapunkt. Sie schafft Raum für Mehrdeutigkeit, offene Kommunikation und eine Polyphonie, die selbst in vermeintlich „heißer Luft“ produktives Potenzial erkennen lässt.